Fotoedition zu Ehren von Sascha – Ein sichtbares Zeichen gegen das Vergessen
Anlässlich des 45. Geburtstags von Sascha habe ich eine limitierte Fotoedition geschaffen, um sein Andenken zu ehren und sein Engagement für Gleichberechtigung, Vielfalt und Menschlichkeit sichtbar zu halten. Die Edition umfasst zehn signierte und nummerierte Exemplare und kann gegen eine Spende für den Verein SLaM and Friends Moers e.V. bei mir bestellt werden.
Das Portrait von Sascha Roncevic, das der Edition zugrunde liegt, stammt von Ivo Mayr, dem Fotochef des gemeinnützigen Recherchezentrums CORRECTIV. Entstanden ist es im Rahmen des Projekts

Auflage 10, signiert
Portrait: Ivo Mayr (CORRECTIV)
Gestaltung & Edition: Ruth Bamberg
Erlös zugunsten von SLaM and Friends Moers e.V.
»Menschen – Im Fadenkreuz des rechten Terrors«, das die Kontinuitäten rechter Gewalt in Deutschland dokumentiert und die Perspektiven jener sichtbar macht, die ins Visier von Rechtsextremen geraten sind.
Sascha war einer von 57 Menschen, die Ivo Mayr für dieses Projekt besucht und porträtiert hat – Menschen, die auf sogenannten „Feindeslisten“ stehen, weil sie sich offen für Demokratie, Vielfalt und Zusammenhalt einsetzen.
Sascha hat sich unermüdlich für die queere Community, für Gleichberechtigung und gegen rechte Hetze engagiert. Sein Mut, seine Klarheit und sein Herz werden uns fehlen – aber nicht vergessen sein.
Mit der Fotoedition möchte ich ein Zeichen setzen: gegen das Vergessen, gegen das Schweigen – und für Solidarität, Kunst und Erinnerung.
Jedes Exemplar ist einzigartig und ein Beitrag dazu, Saschas Vermächtnis weiterzutragen.
Die vollständigen Einnahmen gehen an SLaM and Friends Moers e.V., deren Arbeit Sascha als Sprecher aktiv mitgestaltet hat
Bei Interesse oder Fragen zur Edition: Hier
Eine kurze Einlassung
Ruth Bamberg, 2. November 2024
Ich spreche heute, am 2. November 2024 anlässlich der Ausstellungseröffnung meiner Multiplayer Installation „Coming home“ in Duisburg Ruhrort über die Rolle der Kunst im innenpolitischen Spannungsfeld, das aktuell durch Bedrohungen der inneren Sicherheit geprägt ist: wiedererstarkender NS-Nationalsozialismus, Antisemitismus und Nationalismus, die stets mit Feindseligkeit und Gewalt gegenüber Gleichberechtigung, Emanzipation und Individualität einhergehen. Heute verbreitet sich auf ähnliche Weise ein ein gefährliches „Virus“: Antisemitismus, völkisch-identitäres Denken, Rassismus und ein wiedererstarkender Nationalsozialismus. Was passiert, wenn meine Freunde und Bekannten sich von diesen Ideologien „anstecken“? Stehe ich dann mit meinem humanistisch-demokratischen Anspruch nach Auschwitz allein? Drohen auch mir Verfolgung, Folter oder Inhaftierung? Nach Auschwitz, der Todesstiege von Mauthausen, den NSU-Morden, dem Massaker in Christchurch, den Anschlägen von Anders Behring Breivik, dem Mord an Walter Lübcke , dem Attentat von Halle müssen wir uns immer wieder erlauben, das Unvorstellbare zu denken. Hier liegt die Aufgabe der Kunst: unbekannte Erlebniswelten zu schaffen und die Menschen durch ihre Mittel vom Fühlen zum Denken und vom Denken zum Fühlen zu führen. Während Diktaturen – wie in Nordkorea oder in der von der SED geführten DDR, wo Folter und Hinrichtungen bis 1970 an der Tagesordnung waren – Kunst oft zur Kontrolle einsetzen, können wir sie dafür nutzen, humanistisch-demokratische Werte, Geschichtsbewusstsein, Anteil am Schicksal des Nächsten, Pazifismus und Inklusion zu fördern und eine Friedensutopie in die Gesellschaft zu tragen. Dabei müssen wir uns jedoch stets bewusst sein, dass dies eine Utopie bleibt, da Frieden und Demokratie nie ohne Bedrohung existieren – sei es im persönlichen, privaten Bereich oder auf nationaler und internationaler Ebene. Frieden erfordert ständige Diplomatie, die eigenen Interessen und die der anderen stets abwägend im Blick zu haben. Ganz im Gegensatz dazu steht die Kunst: Sie darf laut sein oder leise, provokant oder hochprovokant, ja sogar wahnsinnig wirken – Hauptsache, sie wirkt. Dass Kunst immer eine Wirkung hat, zeigt sich daran, dass politische und undemokratische Unrechtsregime Künstlerinnen, Künstler und Andersdenkende ausgrenzen, drangsalieren, foltern oder gar töten. Beispiele dafür sind Käthe Kollwitz, Felix Nussbaum, der Schießbefehl an der Mauer, Ai Weiwei, Pussy Riot, Mahsa Amini, Alexei Nawalny – oder junge hübsche persische Rapper, die stellvertretend für ihre Generation von der unbändigen Sehnsucht nach Liebe und Freiheit singen und dafür zum Tode verurteilt wurden. Ein Unterdrücken, Morden und Schlachten auf der Welt, das uns an Kain und Abel erinnert – seit Anbeginn der Menschheit gehören Täuschung, Lüge, Verrat und Mord zur menschlichen Existenz. Aber mit dem Auszug aus Ägypten lebt eben auch die Sehnsucht nach Hoffnung, Frieden und Erlösung. Kunst bietet immer kreative Lösungen und ist ein Problemlöser. Selbst der Innenminister des Landes NRW spricht am Reformationstag 2024, also vorgestern im WDR-Studio darüber, dass wir zur Bekämpfung von Clankriminalität kreative Lösungen brauchen. Die unkreativen Zeiten von 08/15 sind endgültig vorbei, wenn wir geschichtsbewusst und gemeinsam in einem demokratisch-künstlerischen Dialog um zukunftsfähige Lösungen streiten und ringen wollen. Unser Ziel ist es, die wertvolle Demokratie der freiheitlich-demokratischen Bundesrepublik Deutschland zu bewahren und zukunftsfähig zu gestalten – eine Demokratie, in der die Würde des Menschen unantastbar ist und vom Grundgesetz geschützt wird, gerade nach der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft von 1933 bis 1945 und dem Unrechtsregime der SED-geführten DDR von 1949 bis 1990.
Mein kleines Erweckungserlebnis, Jörg Hüttermann
Ausgangspunkt meines Interesses an der Bildenden Kunst ist ein sozialwissenschaftlicher Forschungsverbund, der sich mit der Frage befasst, welche Rolle Emotionen in lokalen Konflikten zukommt. Zu dem Zeitpunkt als ich, Soziologe und Konfliktforscher, zusammen mit Kolleg*innen aus sechs Instituten den Forschungsantrag formulierte, hat niemand daran gedacht, dass wir uns an irgendeinem Punkt mit der Bildenden Kunst befassen würden.

… Mir wurde deutlich, dass Bildende Künstler:innen wie Overbeck und Bamberg, die von der Idee der „sozialen Plastik“ bewegt sind, nicht mehr aber auch nicht weniger in das lokale Konfliktgeschehen eingreifen, als andere lokale Akteure und Persönlichkeiten, die etwa in offenen Jugendeinrichtungen, im Fußball oder in der Lokalpolitik unterwegs sind.
Seitdem hat sich Einiges in mir und in meiner Arbeit verändert. Vor allem der schillernde Begriff der sozialen Plastik, der Fragen des ästhetischen, des zivilgesellschaftlichen und letztlich auch des sozialwissenschaftlichen Engagements verbindet, lässt mich nicht mehr los. … Jörg Hüttermann, Universität Bielefeld
Der neue Text von Jörg Hüttermann erscheint im Dezember 2024 in der 2. erweiterten Auflage des Katalogs „Last Generation“
