Mein kleines Erweckungserlebnis, Jörg Hüttermann
Ausgangspunkt meines Interesses an der Bildenden Kunst ist ein sozialwissenschaftlicher Forschungsverbund, der sich mit der Frage befasst, welche Rolle Emotionen in lokalen Konflikten zukommt. Zu dem Zeitpunkt als ich, Soziologe und Konfliktforscher, zusammen mit Kolleg*innen aus sechs Instituten den Forschungsantrag formulierte, hat niemand daran gedacht, dass wir uns an irgendeinem Punkt mit der Bildenden Kunst befassen würden.
… Mir wurde deutlich, dass Bildende Künstler:innen wie Overbeck und Bamberg, die von der Idee der „sozialen Plastik“ bewegt sind, nicht mehr aber auch nicht weniger in das lokale Konfliktgeschehen eingreifen, als andere lokale Akteure und Persönlichkeiten, die etwa in offenen Jugendeinrichtungen, im Fußball oder in der Lokalpolitik unterwegs sind.
Seitdem hat sich Einiges in mir und in meiner Arbeit verändert. Vor allem der schillernde Begriff der sozialen Plastik, der Fragen des ästhetischen, des zivilgesellschaftlichen und letztlich auch des sozialwissenschaftlichen Engagements verbindet, lässt mich nicht mehr los. … Jörg Hüttermann, Universität Bielefeld
Der neue Text von Jörg Hüttermann erscheint im Dezember 2024 in der 2. erweiterten Auflage des Katalogs „Last Generation“.
Coming Home
Ich spreche heute, am 2. November 2024 anlässlich der Ausstellungseröffnung meiner Multiplayer Installation „Coming home“ in Duisburg Ruhrort über die Rolle der Kunst im innenpolitischen Spannungsfeld, das aktuell durch Bedrohungen der inneren Sicherheit geprägt ist: wiedererstarkender NS-Nationalsozialismus, Antisemitismus und Nationalismus, die stets mit Feindseligkeit und Gewalt gegenüber Gleichberechtigung, Emanzipation und Individualität einhergehen. Wir haben in Duisburg nach Polizei Angaben 70 Clans mit circa 2800 Mitgliedern in Hochfeld Ruhrort, Laar, Beek, Hamborn Marxloh als auch in Walsum.
Gleichzeitig bedrohen Kriegshandlungen weltweit unsere äußere Sicherheit und haben, besonders nach der Corona-Krise, auch in Duisburg spürbare Auswirkungen. Weiterlesen
Last Generation
Paradise Lost
Aktuell zu sehen im VR-Raum ELIZA ausgestellt und auf Anfrage zu besichtigen.
Paradise Lost eine Bewegtbildinstallation, die die Träume und Herausforderungen der jungen Generation inmitten globaler Krisen wie Klimawandel, gesellschaftlicher Polarisierung und technologischer Überforderung beleuchtet. Verletzlichkeit und Widerstandskraft der Jugend werden in bewegenden Bildern dargestellt, die Schönheit und Tragik des Menschseins mit universellen Symbolen verbinden.
Die Installation zeigt ein bewegtes Bild, das sich subtil verändert. Eine Klangkomposition, entwickelt in Zusammenarbeit mit Studenten der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf, vertieft die Wirkung.
Bamberg greift Gustav Klimts „Leben und Tod“ als Inspiration auf und überträgt dessen Transformation von mystischer Ästhetik zu brutaler Realität in die digitale Gegenwart. In Zusammenarbeit mit Schauspielern des Michael Tschechow Studio Berlin entstand eine vielschichtige Erzählung, die den Übergang von analogen zu digitalen Wirklichkeiten untersucht. „Paradise Lost“ ist ein zeitgenössisches Porträt einer Generation auf der Suche nach Sinn und Halt in einer instabilen Welt.
ELIZA
„ELIZA Dialog Dome“ ist ein virtueller Raum, der von der Künstlerin in Zusammenarbeit mit den Entwicklern von Tuijo geschaffen wurde. Die Plattform fördert den Austausch zwischen Künstlern, Entwicklern und NGOs, um neue Dialogformen zu entwickeln. Sie ist barrierefrei und webbasiert, sodass Nutzer ohne VR-Brille teilnehmen können.
ELIZA ermöglicht es einem breiten Publikum, Ideen zu teilen, Netzwerke zu bilden und gesellschaftliche Themen inklusiv zu diskutieren. Das Projekt strebt langfristig an, nachhaltige Dialogformate zu etablieren und das Bewusstsein für die Zukunft Europas zu stärken. Durch digitale Ateliers und kreative Formate fördert es den kreativen Austausch und die demokratische Teilhabe.
Let It Happen
„Let It Happen“ ist eine Performance im Rahmen des ELIZA-Projekts, die Kunst, digitale Innovation und demokratische Partizipation vereint. Sie schafft einen Raum, in dem die traditionellen Grenzen zwischen Darsteller und Publikum sowie zwischen Theater und digitaler Welt aufgelöst werden. Die Performance nutzt die Technologie von ELIZA, um eine immersive, webbasierte 3D-Erfahrung ohne VR-Brille anzubieten, was sie für ein breites Publikum zugänglich und kreativ inklusiv macht. Das Publikum wird aktiv in die Performance eingebunden, wodurch der partizipative Ansatz des ELIZA-Projekts direkt in die künstlerische Praxis überführt wird.
„Let It Happen“ verbindet digitale und theatralische Formen und stärkt die Vision von ELIZA, neue, interaktive Dialogformate zu schaffen. Die Performance „Event“, frei nach John Clancy und mit Jonathan Bamberg, wurde im März 2023 uraufgeführt. Sie bietet ein neues, immersives Format, das die Erfahrungen des Theaters während der Pandemie herausfordert und das Publikum in eine innovative digitale Welt einführt.